Innovative Architektur seit 1970
Einkaufszentrum Vivo
Doch die Verwandlung der verstreuten Bioläden in ein konkurrenzfähiges Handelsnetz mit Öko-Supermärkten, -Kaufhäusern und Gewerbeparks gestaltet sich mühsam. (…)
Vor diesem Hintergrund musste man die Initiative für die erste echte deutsche Öko-Mall in Ottensen als mutige Pionierleistung werten. Alternative Läden, Dienstleister, Ärzte und Handwerker, so die Idee, sollten in der Vivo getauften „Living Mall“ synergetisch zusammenwirken. (…) Gemäß dieser Konzeption entwarfen die Architekten von me di um eine vielschichtige, offene Struktur. Herzstück der Anlage ist ein Marktplatz in der gläsernen Haupthalle. In dessen Mitte inszeniert ein freistehender Nierentisch-Treppenturm den Aufgang zu den oberen Verkaufsflächen als Skulptur. Angenehm breite Emporen im ersten Stock und die vollverglasten Ladenflächen erlauben eine Vorstellung von moderner Shopping-Atmosphäre. (…) Natürlich kommen die Standards eines nachhaltigen Hauskonzepts hier zum Tragen: die kompakte gläserne Bauweise, Regenwassersammlung, Betonspeicherdecken oder trennungsfähige Materialien sind Grundvokabular ressourcen-schonenden Bauens. Besonderheiten, die das Prädikat „Modellvorhaben“ verdient hätten – etwa die erste innerstädtische Windkraftanlage auf den Aufzugsschächten – wurden dagegen wegen Geldmangels storniert. Als Innovation bleibt ein durch Betonröhren zirkulierendes Lüftungssystem übrig, wie me di um es schon bei der Filmhochschule in Potsdam erfolgreich installiert hatten. (…)
Die transparente aber massige Gesamterscheinung des 35.000 m² großen „Nachhaltigkeitszentrums“ wird nach außen schlank gegürtet von einem knalligen grünen Band aus lackiertem Altpapier, sowie nach innen mit farbigen Lehmflächen und naturbelassenen Stahloberflächen differenziert. Die Idee von Vielfalt statt Markenkultur kann so mit baulichen Mitteln abgebildet werden, ohne die Idee der Gesamtvermarktung ins Bazarhafte aufzulösen.
Vergleicht man das Vivo mit neueren Shopping-Malls – etwa im Basler Fußballstadion von Herzog & de Meuron oder den Gasometern in Wien -, dann fällt der klug gemäßigte Kontrast zwischen nach außen sichtbarem Aufwand und innerer Lieblosigkeit auf. Weder stampft die sanft geschwungene Glasfassade zu beachtungsheischend mit dem Fuß auf, noch erfüllt das Innere die bunte Tristesse von „Shop-till-you-drop“. Ottenser Heimeligkeit und weltläufige Modernität verquicken sich in einer sehr menschlichen Architektur. (…)
Doch selbst wenn das Konzept der Öko-Mall am Ende nicht aufgeht, finden neue Betreiber hier ein weit aufregenderes Ambiente als in jeder Mall der ECE.
Till Briegleb in „Architektur in Hamburg Jahrbuch 2003“
Ecological Shopping Center Vivo
The evolution of sporadic health-food stores into a competitive net of retail markets comprising ecological supermarkets, department stores and trade-parks is only slowly and with difficulty coming into being. With this in mind, the first real „Eco-Mall“ initiative in Ottensen has to be rated as a brave, pioneering enterprise. The idea is that in the „living mall“, christened Vivo, alternative shops, service-providers, physicians and craftsmen should interact synergetically.
In accordance with this concept, me di um architects have designed a complex, open structure. The heart of the facility is a market place in the glassed-in main hall. At its center, a free-standing, kidney-shaped sculptured staircase stages the ascent to the upper sales areas. Pleasant, wide galleries on the first floor and the all-glass shop-areas create an ambience compatible with modern shopping. Naturally, the standards of a sustainable building concept take effect here: compact glass construction, rainwater collection, concrete storage-covers and non-composite materials are the basic vocabulary of resource-saving construction. Although specialties meriting the title „exemplary projects“ – for instance, the first-ever inner-city wind-power plant on the elevator shafts– have been canceled due to lack of funding, an innovative ventilation-system remains in which air circulates through a system of concrete pipes embedded in the flooring similar to the system me di um successfully installed in the University of Film and Television in Potsdam-Babelsberg.
The transparent yet massive appearance of the 35,000m² „sustainability center“ has a bright-green ribbon exterior of coated recovered paper and the interior differentiated with colored clay walls and natural raw steel surfaces. The idea of variety as opposed to brand-culture can thus be effectively demonstrated without the whole market-concept dissolving into bazaar-like arbitrariness.
Comparing Vivo with more recent shopping-malls – for example, Herzog & de Meuron’s in the Basel soccer stadium, or the gas-holders in Vienna– one is struck by the cleverly-modified contrast between external visible effort and internal lack of charm. Vivo’s gently undulating glass facade is neither affectedly over-assertive nor does the interior accord with the garish wretchedness of a “shop-till-you-drop” ambience. The homely Ottensen atmosphere merges with cosmopolitan modernity to produce architecture with a very humane quality about it.
Even if the „eco-mall“ concept proves in the end to have failed, entrepreneurs will find a more exciting ambience here than in any other mall in the ECE.
Till Briegleb in „Architecture in Hamburg, Yearbook 2003“
Hamburg Ottensen
Wettbewerb 1998 – 1. Preis
Fertigstellung 2003
BGF 36.000 qm
Hamburg Ottensen
Competition 1998 – 1st prize
Completion 2003
BGF 36.000 qm
Hamburg Ottensen
Wettbewerb 1998 – 1. Preis
Fertigstellung 2003
BGF 36.000 qm
Hamburg Ottensen
Competition 1998 – 1st prize
Completion 2003
BGF 36.000 qm
Einkaufszentrum Vivo
Doch die Verwandlung der verstreuten Bioläden in ein konkurrenzfähiges Handelsnetz mit Öko-Supermärkten, -Kaufhäusern und Gewerbeparks gestaltet sich mühsam. (…)
Vor diesem Hintergrund musste man die Initiative für die erste echte deutsche Öko-Mall in Ottensen als mutige Pionierleistung werten. Alternative Läden, Dienstleister, Ärzte und Handwerker, so die Idee, sollten in der Vivo getauften „Living Mall“ synergetisch zusammenwirken. (…) Gemäß dieser Konzeption entwarfen die Architekten von me di um eine vielschichtige, offene Struktur. Herzstück der Anlage ist ein Marktplatz in der gläsernen Haupthalle. In dessen Mitte inszeniert ein freistehender Nierentisch-Treppenturm den Aufgang zu den oberen Verkaufsflächen als Skulptur. Angenehm breite Emporen im ersten Stock und die vollverglasten Ladenflächen erlauben eine Vorstellung von moderner Shopping-Atmosphäre. (…) Natürlich kommen die Standards eines nachhaltigen Hauskonzepts hier zum Tragen: die kompakte gläserne Bauweise, Regenwassersammlung, Betonspeicherdecken oder trennungsfähige Materialien sind Grundvokabular ressourcen-schonenden Bauens. Besonderheiten, die das Prädikat „Modellvorhaben“ verdient hätten – etwa die erste innerstädtische Windkraftanlage auf den Aufzugsschächten – wurden dagegen wegen Geldmangels storniert. Als Innovation bleibt ein durch Betonröhren zirkulierendes Lüftungssystem übrig, wie me di um es schon bei der Filmhochschule in Potsdam erfolgreich installiert hatten. (…)
Die transparente aber massige Gesamterscheinung des 35.000 m² großen „Nachhaltigkeitszentrums“ wird nach außen schlank gegürtet von einem knalligen grünen Band aus lackiertem Altpapier, sowie nach innen mit farbigen Lehmflächen und naturbelassenen Stahloberflächen differenziert. Die Idee von Vielfalt statt Markenkultur kann so mit baulichen Mitteln abgebildet werden, ohne die Idee der Gesamtvermarktung ins Bazarhafte aufzulösen.
Vergleicht man das Vivo mit neueren Shopping-Malls – etwa im Basler Fußballstadion von Herzog & de Meuron oder den Gasometern in Wien -, dann fällt der klug gemäßigte Kontrast zwischen nach außen sichtbarem Aufwand und innerer Lieblosigkeit auf. Weder stampft die sanft geschwungene Glasfassade zu beachtungsheischend mit dem Fuß auf, noch erfüllt das Innere die bunte Tristesse von „Shop-till-you-drop“. Ottenser Heimeligkeit und weltläufige Modernität verquicken sich in einer sehr menschlichen Architektur. (…)
Doch selbst wenn das Konzept der Öko-Mall am Ende nicht aufgeht, finden neue Betreiber hier ein weit aufregenderes Ambiente als in jeder Mall der ECE.
Till Briegleb in „Architektur in Hamburg Jahrbuch 2003“
Ecological Shopping Center Vivo
The evolution of sporadic health-food stores into a competitive net of retail markets comprising ecological supermarkets, department stores and trade-parks is only slowly and with difficulty coming into being. With this in mind, the first real „Eco-Mall“ initiative in Ottensen has to be rated as a brave, pioneering enterprise. The idea is that in the „living mall“, christened Vivo, alternative shops, service-providers, physicians and craftsmen should interact synergetically.
In accordance with this concept, me di um architects have designed a complex, open structure. The heart of the facility is a market place in the glassed-in main hall. At its center, a free-standing, kidney-shaped sculptured staircase stages the ascent to the upper sales areas. Pleasant, wide galleries on the first floor and the all-glass shop-areas create an ambience compatible with modern shopping. Naturally, the standards of a sustainable building concept take effect here: compact glass construction, rainwater collection, concrete storage-covers and non-composite materials are the basic vocabulary of resource-saving construction. Although specialties meriting the title „exemplary projects“ – for instance, the first-ever inner-city wind-power plant on the elevator shafts– have been canceled due to lack of funding, an innovative ventilation-system remains in which air circulates through a system of concrete pipes embedded in the flooring similar to the system me di um successfully installed in the University of Film and Television in Potsdam-Babelsberg.
The transparent yet massive appearance of the 35,000m² „sustainability center“ has a bright-green ribbon exterior of coated recovered paper and the interior differentiated with colored clay walls and natural raw steel surfaces. The idea of variety as opposed to brand-culture can thus be effectively demonstrated without the whole market-concept dissolving into bazaar-like arbitrariness.
Comparing Vivo with more recent shopping-malls – for example, Herzog & de Meuron’s in the Basel soccer stadium, or the gas-holders in Vienna– one is struck by the cleverly-modified contrast between external visible effort and internal lack of charm. Vivo’s gently undulating glass facade is neither affectedly over-assertive nor does the interior accord with the garish wretchedness of a “shop-till-you-drop” ambience. The homely Ottensen atmosphere merges with cosmopolitan modernity to produce architecture with a very humane quality about it.
Even if the „eco-mall“ concept proves in the end to have failed, entrepreneurs will find a more exciting ambience here than in any other mall in the ECE.
Till Briegleb in „Architecture in Hamburg, Yearbook 2003“